>>> In Begutachtung <<<
Ein Forschungsprojekt von Dr. Marc Dietrich & Dr. Heidi Süß
Projektbeschreibung
Geschlecht, Feminismus und Identitätspolitik sind Themen, die die Gesellschaft und digitale Öffentlichkeit in den letzten Jahren stark polarisieren. Die Benachteiligung von Frauen* innerhalb verschiedener sozialer Felder, Diskussionen über Machtmissbrauch (Stichwort #metoo), „toxische Männlichkeit“ oder auch die Integration und Repräsentation ethnisch diverser Akteurinnen sowie solcher aus dem LGBTQIA+-Spektrum: All dies sind zutiefst umkämpfte Themen einer Gesellschaft, die sich angesichts gewandelter Geschlechter- und Sexualitätsbilder sowie zunehmender Diversität im Kontext der Postmigration neu konfigurieren und sich ihrer selbst vergewissern muss.
Dies manifestiert sich in Kämpfen, die im Falle der HipHop-Kultur in einem Feld erfolgen, das soziale Spannungen schon immer früh abgebildet hat und das aufgrund seines nunmehr vierzigjährigen Bestehens mittlerweile ein zutiefst intergenerational verfasstes Publikum aufweist. Im Zuge dessen hat sich hier eine digitale Aushandlungskultur ausgebildet, innerhalb derer sich Künstler*innen, Publikum und Journalist*innen gleichermaßen – und dabei höchst konfliktuös – an gesamtgesellschaftlichen Streitthemen abarbeiten. Markant an der hiphop-kulturellen Aushandlung von Themen wie Political Correctness, Feminismus oder der Inklusion non-binärer Akteurinnen (Stichwort: Queerer Rap) ist, dass diese nach unseren Beobachtungen verstärkt an der Schnittstelle von Alter und Geschlecht verhandelt werden und mit der Kategorie „Generation“ dabei häufig eine weitere Dimension mobilisiert wird, die zur Adressierung der Kritik in einem größeren Maßstab dient. So etwa im Sommer 2021, als sich im Kontext der Deutschrap-Metoo-Debatte junge „woke“ HipHop-Feministinnen und männliche Vertreter der „alten“ „HipHop-Garde“ gegenüberstanden und es zu einem digital geführten Schlagabtausch zwischen den Generationen kam.
Am Beispiel der HipHop-Szene, in der übergeordnete gesell. Konfliktlinien aus kulturästhetischen bzw. -historischen Gründen zumeist überspitzt geführt werden, wollen wir zeigen, dass der Kampf um Geschlecht, Feminismus und Identitätspolitik nicht zuletzt eine generationale Dimension aufweist. Unsere Analyse fokussiert die digitale Szenekommunikation innerhalb der Arenen (1) Musikvideos, (2) Kommentarebene und (3) Videointerviews- bzw. -Podcasts. An der Schnittstelle sozialwissenschaftlicher Jugendkultur- sowie soziologischer Männlichkeitsforschung visieren wir eine Grounded-Theory-basierte Rekonstruktion an, die eine dezidiert intersektionale Analyseperspektive verfolgt.